Theatergruppe am Pfalz-Kolleg

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Václav Havel:
Die Versuchung

 

VersuchungPlakatschmal

 

Besetzung:

Dr. Heinrich Faustka, Wissenschaftler: Gabriel Weichlein
Fistula, Invalide: Philipp Braun
Chef: Benjamin Winkler
Wilma, Wissenschaftlerin: Marion Weiss
Stellvertreter des Chefs: Max Bauer
Margret, Sekretärin: Susann Weiß
Dr. Sieglinde Lorenz, Wissenschaftlerin: Julia Kaletta
Dr. Wilhelm Stöckl, Wissenschaftler: Jonas Wenzelburger
Dr. Alois Balthasar, Wissenschaftler: Lukas Ringelspacher
Huber, Faustkas Vermieter: Viktor Friedrich
Tänzer: Viktor Friedrich
Sekretär: Nils Mertens
   
Licht, Ton, Effekte: Jan Nattermüller
und Christian Jotter


 

Aufführungen am 18., 24. (20:00 Uhr)
und 26. Mai (19:00 Uhr) in der Aula des Kollegs
(Butenschönstr. 2, 67346 Speyer

 

Zum Stück und Autor:

Faustka und Fistula, sind das Faust und Mephisto? Der Fauststoff, die alte Geschichte des Menschen, der einen Pakt mit dem Teufel schließt, um Wissen und Macht zu gewinnen, wird von Václav Havel in das zwanzigste Jahrhundert verlagert, in ein Land, das Eingeweihte unschwer als »sozialistisch « identifizieren können. Woran man das merkt? Z.B. daran, dass eine kalte Vernunft regiert, die entsprechend der materialistischen Doktrin des Staates alles Geistige unterdrückt; oder daran, dass man während der Arbeitszeit einkaufen geht, wenn es etwas in der Mangelwirtschaft so seltenes wie Orangen zu ergattern gibt; vielleicht auch daran, dass die Beschäftigten im Institut eigentlich nichts so Richtiges zu tun haben; das soll es ja auch gegeben haben. Ein merkwürdiges Institut, das sich als Wächter über die Vernunft versteht. Aber im real existierenden Sozialismus gab es so etwas, das war »die Partei«. Hier arbeitet Dr. Heinrich Faustka, der sich für mehr als Marx und Engels oder Logik und Empirie interessiert: die Metaphysik hat es ihm angetan. Er will verstehen, was junge Menschen an in die Arme von Okkultisten treibt, will sich mit einer Wissenschaft, die die Frage nach dem »Wozu« ausklammert, nicht zufrieden geben, sucht nach Sinn und – trifft auf Fistula. Dieser stellt sich als Esoteriker vor, der Faustka zu Diensten sein will in seinen eigenwilligen Forschungen. Der Doktor gerät nun auf Abwege, die ihn in den Konflikt mit dem Chef des Instituts treiben und seine Liebe zu Wilma gefährden. Wer beizeiten seinen Goethe gelesen hat, ahnt, dass es kein gutes Ende mit Faustka nehmen wird. Aber wer ist Fistula wirklich, wer ist der »Chef«?

Václav Havel schrieb »Die Versuchung« als Kritik an den ideologischen Zuständen in den letzten Jahren des kommunistischen Systems. Nachdem 1968 der Versuch, in der Tschechoslowakei einen »Sozialismus mit menschlichem Antlitz« zu verwirklichen, also den Sozialismus mit der Freiheit zu versöhnen, von den »Bruderländern«, also den anderen Ostblockstaaten, mit militärischer Gewalt niedergeschlagen wurde, begann in der ČSSR die Phase der »Normalisierung «. Liberales Gedankengut wurde unterdrückt, unzuverlässige Politiker ausgetauscht und Künstler wie Václav Havel mundtot gemacht. Havel ließ sich das freie Wort aber nicht verbieten, wurde zum Abweichler, zum »Dissidenten« und dafür wiederholt eingesperrt. Seine Theaterstücke zeigen eine Welt der Sinnlosigkeit, des Stillstands, in der Individuen wie Heinrich Faustka zu Außenseitern werden, die auf sehr subtile und sehr wirkungsvolle Art vernichtet werden. Dieses System sorgte sich um seine Bürger, indem es sie bespitzelte: „Ich liebe (euch) doch alle“, verkündete Erich Mielke, der Minister für Staatssicherheit, am 13. November 1989 in der Volkskammer der DDR. Darüber durfte und darf gelacht werden.

Die Geschichte des Dr. Heinrich Faustka schrieb Havel 1985; sie wurde ein Jahr später uraufgeführt – in Wien. Nur wenige Jahre später brach die kommunistische Diktatur in Europa zusammen. Die politische Verfolgung Havels hatte ein Ende, das Suchen Heinrich Faustkas jedoch nicht.

Václav Havel wurde 1936 geboren. Als Sohn einer großbürgerlichen Familie durfte er keine weiterführende Schule besuchen und nicht studieren. Er fand eine Arbeit als Bühnentechniker im Theater, das ihn fortan nicht mehr losließ. Nach der Niederschlagung des »Prager Frühlings« 1968 durch Truppen des Warschauer Paktes wurde er einer der bedeutendsten Dissidenten in Osteuropa und Mitinitiator der »Charta 77«, aus der eine Bürgerbewegung entstand, die zwar verfolgt wurde, aber letztlich nicht besiegt werden konnte. Nach der »Samtenen Revolution«, an der Havel wesentlich beteiligt war, hatte er von 1989 bis 1992 das Amt des Staatspräsidenten der Tschechoslowakei und nach 1993 das des Präsidenten der Tschechischen Republik inne. Seine oft unkonventionelle Amtsführung verhinderte nicht seine Wiederwahl bis 2003. Eine seiner Leistungen aus der Zeit als Präsident ist die Aussöhnung zwischen Deutschen und Tschechen. Havel starb im Jahr 2011.

 

 

 

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2013: Diese Aufführung hält den Rekord in Hinsicht Bühnenbild und Special Effects.