Besetzung:
Thomas: | Benjamin König |
Gerd: | Viktor Friedrich |
Anja: | Marion Weiss |
Mädchen: | Lena Klingler |
Mann: | Martin Klenke |
Frau: | Jana Maria Edinger |
Vater: | Rüdiger Meindl |
Chef: | Benjamin Winkler |
Licht und Ton: | Jan Nattermüller und Christian Jotter |
Finanzkrise – war da was? Der Dax steigt von Allzeithoch zu Allzeithoch, die Banken sind aus den Schlagzeilen und die Angst um die eigenen Euros war wohl unbegründet. Und doch, da war was: Lehman Brothers, Immobilienkrise, Eurokrise, drohende Staatsbankrotte, Häuser, die zwangsversteigert werden mussten, Finanzhändler ohne Bonuszahlungen … Zu den letzteren gehört Gerd, Held dieses Theaterstücks, der sich mit seiner Frau Anja zwei Träume erfüllt hat: Kind und Haus. Das Problem ist nur, beide sind noch nicht bezahlt. Denn das Kind ist nicht ihr leibliches und es wurde nicht umständlich über das Vormundschaftsgericht adoptiert, sondern von kriminellen Kinderhändlern erworben. Diese wollen nun ihr Geld und schicken den bewaffneten Thomas, es einzutreiben – oder das Geschäft auf andere Art zu beenden. Gerd hat das Geld nicht, kann aber eine zwölfstündige Frist ausbitten, in der er es herbeischaffen will. Er macht sich auf den Weg in eine unwirtliche Nacht und hinterlässt Anja, welche, ohne es zu wissen, mit ihrem Leben bürgt. Während sie sich nichtsahnend mit Thomas anfreundet, versucht Gerd Geld von Geschäftspartnern zu bekommen, die schon lange keine mehr sind. Die Situation wird immer aussichtsloser, denn bringt er nicht das Geld, hat Thomas keine Wahl.
Lother Kittstein schrieb das Stück vor wenigen Jahren unter dem Eindruck der Finanzkrise, in der viele Träume vom schnellen Geld zerplatzten. Das Stück wurde 2011 bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen uraufgeführt.
Der Autor
übernimmt das zentrale Motiv aus der gleichnamigen Ballade Friedrich
Schillers. Hier will Damon, ein gescheiterter Tyrannenmörder, vor
seiner Hinrichtung noch eine wichtige familiäre Pflicht erfüllen,
weswegen er seinen Freund als Bürgen einsetzt. Fast geht der Plan
schief, denn auf dem Rückweg muss der zum Tode
Verurteilte eine Reihe von übermenschlichen Herausforderungen
bewältigen. Doch er schafft das schier Unmögliche, kehrt zurück und beeindruckt
damit den Tyrannen, der sich nicht vorstellen konnte, dass Damon
nicht die Gelegenheit nutzen würde, seine eigene Haut zu retten. Schiller
schließt die Ballade mit den Worten des gerührten, nunmehr
ehemaligen Despoten:
Es ist euch gelungen,
Ihr habt das Herz mir bezwungen;
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn -
So nehmet auch mich zum Genossen an:
Ich sei, gewährt mir die Bitte,
In eurem Bunde der Dritte!
Kittstein transportiert den Klassiker in unsere vom Geld regierte Zeit. Dabei bleiben Schillers Ideale von Freundschaft, Treue und Wahrhaftigkeit nicht ganz unbeschädigt
.